Klostergut Polling

Das Kloster von Polling wurde der Sage nach im Jahre 750 n. Ch. von Bayern-Herzog Tassilo gegründet und zwar an der Stelle, wo eine von den Jagdhunden des Herzogs verfolgte Hirschkuh plötzlich stehen geblieben war. Sie hatte mit den Vorderläufen zum Zeichen des Widerstands das Erdreich aufgescharrt, sodass die Hunde die weitere Verfolgung eingestellt haben sollen. Dieses sonderbare Verhalten der Hirschkuh soll den Herzog veranlasst haben, an der erwähnten Stelle zu graben. Es wurden 3 Kreuze gefunden. Eines dieser Kreuze befindet sich heute noch in der Klosterkirche. Die Vorderseite dieses Kreuzes ist vergoldet, die Rückseite dagegen versilbert.

Das Kloster wurde ursprünglich mit Augustiner-Chorherren besetzt. Im Laufe der Zeit wurden dem Kloster von Herzog Tassilo landwirtschaftliche Güter in Weilheim, Aubing, Rieden, Landstetten, Aschering und Pfaffenhofen bei Starnberg als Existenzgrundlage zugeteilt. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 ( Sieg der Bayern über die Türken) wurden diese Güter jedoch zur Entschädigung oder Belohnung an diejenigen Adeligen übereignet, der mit seinem Gefolge zum Sieg auf dem Lechfeld beigetragen hatte. Herzog Heinrich 4 ( Heinrich der Heilige), der später deutscher und römischer Kaiser wurde, veranlasste im Jahr 1010 die Rückgabe dieser Güter an das Kloster mit der Forderung, dort Augustiner Chorherren für die Zwecke der Seelsorge und der Christianisierung heranzubilden.

Die Aufsicht ( Schirmvogtei ) über das Kloster wurde 1065 Bischof von Brixen durch den deutschen Kaiser übertragen. Fünfzehn Jahre später wurde diese Aufsicht an die bayrischen Herzöge weitergegeben. Im Jahre 1300 wurde die baufällige Stiftskirche renoviert und die St. Ursula-Kapelle als Begräbnis-Stätte für die Adeligen von Weilheim erbaut. 1316 setzten Feinde des Herzogs Ludwig von Bayern das ganze Dorf und einen Teil des Klosters in Brand. Letzteres wurde 1340 wieder instand gesetzt, fiel aber 74 Jahre später erneut den Flammen zum Opfer. 1420 wurden eine neue Kloster- sowie eine neue Pfarrkirche erbaut. Um 1500 erweiterte und verschönerte man das neu aufgebaute Kloster abermals. Damals wurden Tübinger Professoren zur Ausbildung  der jungen Priester nach Polling berufen. Einen Teil der jungen Padres schickte man daraufhin an die Universität zu Ingolstadt.

1530 wurde die baufällige Pfarrkirche wieder aufgebaut und 50 Jahre später ein neuer Kirchturm errichtet. Um 1600 wurde ein neuer Münsterturm aus Tuffstein erbaut, aber nicht fertiggestellt, weil man den Ausbau der Klosterkirche vorzog.

Zwischen 1632 und 1646 fielen die Schweden gleich dreimal über das Kloster her, welches jedoch vom Haus Wittelsbach in der Folgezeit wieder instandgesetzt wurde. Um 1730 wurde am linken Ufer des Tiefenbachs eine größere Klosterschule erbaut, die neben Mathematik das Studium der lateinischen, französischen und italienischen Sprache anbot, da immer mehr Schüler aus der Schweiz und Italien hinzugekommen waren. Zwischen 1730 und 1750 wurde das Kloster ganz neu und prachtvoll aufgebaut. Dabei wurde die Bibliothek reichlich ausgestattet und obendrein ein Münzkabinett sowie eine Sternwarte eingerichtet. 

 

Nach dem Frieden von Luneville 1801 (Friede zwischen Napoleon und Österreich) musste der Kurfürst von Bayern das Rheinland an Frankreich abtreten.  Dafür wurden ihm die säkularisierten Bistümer und Klöster übereignet. Infolgedessen mussten die Padres von Polling weichen ( sie wurden in der Mehrzahl als Pfarrer in der Umgebung von Polling eingesetzt ). Das Kloster samt Grundbesitz, die Klostermühle und die Ziegelei wurden damals an Privatpersonen „verschachert“. Die Bibliothek konnte partiell gerettet werden, indem Teile davon rechtzeitig nach München gebracht wurden. Das Seminar und das Brauhaus fielen an den bayrischen Staat, die 1530 erbaute Pfarrkirche und die „Conventgebäude“  wurden dagegen abgerissen.